Automatisierte Textgenerierung für die Fußballberichtserstattung auf RevierSport.de

Unternehmen

Funke

(Technologie-) Partner

Retresco (rtr textengine)

Implementierungsstatus

implementiert

Relevante Passage:

Denn maschinelles Lernen und Natural Language Processing sind dank immer leistungsfähigerer Rechner so weit entwickelt, dass die Ergebnisse (zumindest teilweise) überzeugen können.

Diese Entwicklung reicht weit über 2018 hinaus. 2026, so prognostiziert die BBC in einer eigenen Studie, können rund 90 Prozent aller Nachrichten von Roboterjournalisten produziert werden. – Die Frage bei diesem Trend ist also nicht mehr ob, sondern wie hoch der Anteil dank KI automatisch generierter Medien und Inhalte im Jahr 2018 bereits sein wird. Die ersten Ansätze sind heute schon erkennbar:

Datengetriebene Medienhinhalte und sogenannter Roboterjournalismus (besser: Data Driven Media) etablieren sich in allen Bereichen des klassischen Journalismus: Ob bei der Produktion von Nachrichtentexten (für Bereiche wie Wetter, Verkehr, Börse, Sport- und Polizeimeldungen oder Erdbeben), bei der Produktion, Betextung und Distribution von Videos, der Generierung von Websites und Landingpages oder der Komposition von Popmusik. In vielen Bereichen starten KI-Projekte, die klassische Autoren und Medienschaffende ablösen und automatisiert Inhalte erstellen.
Beispiel Fußball
Die rtr textengine des Berliner Unternehmens Retresco wird in der aktuellen Fußballsaison rund zweieinhalb Millionen Texte schreiben – für nahezu jede Liga Deutschlands, von der Bundesliga bis zur Kreisklasse . Das sind mehr als 70.000 Berichte pro Wochenende. Automatisch liegen vier Stunden nach Spielende die Berichte vor. Ob auf Fussball.de, dem Portal des DFB oder Reviersport.de, dem Fußballportal der WAZ-Gruppe. Dazu braucht Retresco vor allem die Spielberichte der Schiedsrichter, in denen für jedes Spiel das Ergebnis, die Tore und Schützen, rote und gelbe Karten usw. aufgeführt sind. Zeitungsverlagen bietet sich damit die Möglichkeit, für alle Spiele in allen Ligen innerhalb ihres Verbreitungsgebietes einen ausformulierten Bericht zu präsentieren, was niemals durch eine Redaktion realisiert werden könnte.  Diese Art von Output-Steigerung werden wir 2018 allerorten erleben.

 

 

Zukunft „machine supported journalism“

Ähnlich hört sich das auch bei der Funke Mediengruppe an: Thurm zeigte sich „einigermaßen ernüchtert. Wir setzen diese Technologie nicht so stark ein, wie wir ursprünglich geplant haben.“ Die Mediengruppe nutzt KI in erster Linie für „bestimmte Nischenthemen, vor allem für Bereiche, die einerseits unwirtschaftlich sind und für die wir andererseits auch niemanden finden, der das journalistisch begleiten möchte.“ So wurden einige Services ausprobiert und auch einiges wieder eingestampft: „Auch Roboter fressen Strom und Manpower“, sagte Thurm klar und gab zu bedenken: „Es geht im Endeffekt um Daten. Wenn man eine gute Datenbasis hat, dann kann man den Roboter gut instruieren.“ Potential für Robotik sieht er vor allem wenn es darum geht, Journalisten in der Arbeit zu unterstützten, eine Art von „machine supported journalism“. Diese Unterstützung sieht er in „Support für Recherche, damit keine Quelle übersehen werden kann, in der Einordnung oder auch um related-Themen zu finden“.

 

 

Funke-Digitalchef Thurm: Robotertexte sind “Einheitsbrei”
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Wird es in zehn Jahren dank Robotern einen besseren Journalismus geben? Die Besucher der 25. Östereichischen Medientage eint der Pessimismus: Nur eine einzige Person im Publikum hebt die Hand. Die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass sie einfache Telefongespräche führen kann, etwa um einen Tisch in einem Restaurant zu reservieren. Auch im Journalismus fasst die KI langsam Fuß.

Im Sport habe man mit automatisierter Texterstellung gute Erfahrungen gemacht, sagt Stephan Thurm, Digitalchef der Funke Mediengruppe. Es gebe sogar einige Produkte, bei denen 50 Prozent der Texte von Robotern stammen.

Bei der “Berliner Morgenpost” experimentierte man mit automatisch generierten Feinstaubberichten – das funktionierte allerdings weniger gut. “Auch Roboter kosten etwas”, sagt Thurm. “Man braucht eine sehr gute Datenbasis und man muss den Bot trainieren.” Die Texte seien außerdem hauptsächlich “Einheitsbrei”, die Tonalität sei sehr ähnlich – und das könnte Medienmarken schaden.

 

 

Seite 1; Maschinentexte können im Redaktionsalltag durchaus ein hilfreiches Tool sein. Beim „RevierSport“ stellte Retresco zum Beispiel die Grundversorgung mit der Berichterstattung von einhundert Amateurspielen sicher. Die Redakteure konnten sich so auf die Vertiefung ausgewählter Spiele konzentrieren. Dazu fällt mir eine Anekdote ein: Ein von Retresco maschinell gelieferter Text erschien am 13. März 2017 praktisch unverändert in der Lokalausgabe der „WAZ Essen“. Der zuständige Redakteur hatte bei der Textübernahme vom „RevierSport“ nicht erkennen können, dass eine Maschine den Spielbericht erstellt hatte.
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Kommentar von Pit Gottschalk zum KI-Spielbericht von Retresco
S. 27

Quelle:

Goldhammer, Klaus (2017): Trend 2018: Künstliche Intelligenz automatisiert die Inhalteproduktion. Online verfügbar unter https://kress.de/news/detail/beitrag/139185-trend-2018-kuenstliche-intelligenz-automatisiert-die-inhalteproduktion.html, zuletzt geprüft am 29.11.2020.

 

 

Höflehner, Veronika (2018): „Künstliche Intelligenz ohne Redakteure ist dumm“. Online verfügbar unter https://www.horizont.at/medien/news/kuenstliche-intelligenz-ohne-redakteure-ist-dumm-67498, zuletzt geprüft am 29.11.2020.

 

 

DerStandard (2018): Medientage. Funke-Digitalchef Thurm: Robotertexte sind “Einheitsbrei”. Online verfügbar unter https://www.derstandard.de/story/2000088145864/funke-digitalchef-thurm-robotertexte-sind-einheitsbrei, zuletzt geprüft am 29.11.2020.

 

 

Gottschalk, Pit (2020): Roboterjournalismus. In: Clutch by Frau Wenk (3), S. 27. Online verfügbar unter https://clutch.frauwenk.de/wp-content/uploads/2020/05/clutch-ki-doppelseiten.pdf, zuletzt geprüft am 29.11.2020, S. 27.